Beide Chöre des Hagenbacher Frohsinn stehen auf soliden Füßen. Der Verein verlässt nun ausgetretene Pfade und will die Zuhörer bei Auftritten stärker einbinden.
Horst Wegmann hatte ein Schlüsselerlebnis. Er war auf einem Seminar des Chorverbands. Es ging darum neue Wege in der Chormusik zu erschließen. Darum, wie Vereine besondere Konzerte gestalten. Es wurden Beispiele aufgezeigt. „Ein Bild war dabei, das hat mich geprägt“, erzählt der Zweite Vorsitzende des Hagenbacher Frohsinns. Ein Chor in Baden-Württemberg hatte in einem Recyclinghof gesungen. Das Echo war groß. Noch dazu gehörte ein Großteil der Besucher nicht zum „normalen“ Konzertklientel. Von da an war Wegmann klar: „Wir werden neue Wege gehen müssen.“ Das heißt nicht ausschließlich, dass Konzerte an unerwarteten Orten stattfinden sollen. Vor allem sollen sie zum Mitmach-Erlebnis für alle Anwesenden werden. Das ist das neue Leitbild des 115 Jahre alten Hagenbacher Vereins, das „Erlebnis Singen“ das Motto für 2023.
Der erste Schritt auf diesem neuen Pfad war der „Adventszauber“ in einer Hagenbacher Gärtnerei. Es war Aufwand nötig, um die 90 Meter lange nüchterne Halle mit 38 Christbäumen und anderem festlich zu dekorieren. Die beiden Chöre des Vereins haben sich nach kurzen Vorträgen unters Publikum gemischt und gemeinsam mit den Gästen, darunter 120 Kindern, Weihnachtslieder gesungen. Die Kindergärten waren in den Adventszauber involviert. Die Veranstaltung sei ein Volltreffer gewesen. Wegmann sprüht immer noch vor Begeisterung, wenn er darüber spricht. Bemerkenswert: Viele Leute außerhalb der Chorgemeinschaft hätten sich als Helfer angeboten, auch durch die Kooperation mit den Kindergärten.
Neue Orte, neue Lieder
„Wir haben mit den Leuten gesungen, nicht dagegen“, beschreibt Horst Wegmann dieses Konzepts abseits des Frontalkonzerts. „Das ist auch künftig das Ziel des Frohsinns.“ Zu neuen Orten soll auch neues Liedgut kommen. „Eine gewisse Literatur muss da sein“, sagt das Vorstandsmitglied. Aber es soll bei Auftritten immer ein Teil dazukommen, bei dem die Zuhörer mitsingen können. Lieder, die jeder kennt und „die man unter der Dusche singt“, zum Beispiel die der schwedischen Popgruppe Abba. „Wir wollen Spaß haben, nicht auf Leistungssingen gehen.“
Der Verein hat einen gemischten Chor und einen Männerchor, den letzten in Hagenbach. Im Schnitt singen um die 30 Leute in jedem Chor. Der älteste Sänger ist 92. Die Mitglieder und die Dirigentin Sabine Deutsch, die im Vorjahr zum Verein kam, gehen das neue Konzept mit, berichtet Wegmann. „Ich kann nur begeistern, wenn ich selbst begeistert bin“, meint er. Durch den Adventszauber seien drei neue Sänger zur „Frohsinn-Familie“ gekommen. Einmal im Monat singen die Chöre, die sonst nacheinander proben, zusammen, um die Gemeinschaft zu fördern.
Mit der Königin auf der Bühne
Es laufen bereits Planungen für ein Konzert 2024. Außerdem soll es vor Weihnachten wieder einen besonderen Auftritt geben – vielleicht einen „Adventszauber 2.0“. Der Verein sei auch in Gesprächen mit der „Königin der Panflöte“ Daniela de Santos. Horst Wegmann war schon auf vielen Konzerten der Musikerin, die 1996 den Grand Prix der Volksmusik gewonnen hat. Dadurch entstand der Kontakt zum Chor nach Hagenbach. Im August sind acht Sänger vom Frohsinn bei einem ihrer Konzerte auf Schloss Harburg, der bayrischen Heimat der Künstlerin, mitaufgetreten. Auch das sei ein unvergessliches Erlebnis gewesen, erzählt Horst Wegmann. Er hofft die Panflötenspielerin auch für ein gemeinsames Konzert in Hagenbach gewinnen zu können.